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1. Was ist eine Schubkette?

Eine Schubkette SK (LinearChain) oder TC (TowerChain) fällt ebenfalls in den Bereich der elektromechanischen linearen Antriebstechnik. Sie besteht aus speziell geformten, hochpräzisen und mechanischen Kettengliedern. Im Unterschied zu einer normalen Kette für Zugkräfte, haben die Glieder der Schubkette sogenannte Schultern. Wird dann axial eine Kraft eingeleitet, versteift sich die Kette über die Schultern und der damit entstehende Formschluss ermöglicht eine Übertragung von Druckkräften.

Schubketten sind wichtige Bauelemente in der linearen Antriebstechnik. Sie entwickelt ihre wahre Stärke dort, wo andere Produkte wie ein Hubgetriebe, Linearantriebe oder Spindelantriebe aus Platzgründen ausscheiden.

2. Das Grundprinzip: Eine Idee, viele Möglichkeiten

Eine Last kann entweder geschoben oder gezogen werden. Passende Antriebselemente sind entweder ein Hubzylinder oder eine motorgetriebene Kette. Beide Varianten haben Nachteile:

  1. „Normale“ Ketten können nur ziehen und brauchen für die Hin- und Herbewegung zwei Antriebe.
  2. Hubzylinder sind starr, sie können sowohl ziehen als auch schieben. Doch Hubzylinder brauchen einen Rückzugsraum, der noch einmal die Länge der Transferdistanz ausmacht und sich in derselben Linie erstreckt. Hinzu kommt ein weiterer Faktor: Hubzylinder müssen doppelt so lang sein wie die Distanz und sind dann doch nicht flexibel, wenn es eng wird.

Ideal wäre eine Kombination aus Zylinder und Kette ohne die erwähnten Nachteile, universell einsetzbar und zugleich wirtschaftlich.

Ein solches Allzweck-Talent gibt es: die Schubkette, die einerseits flexibel wie eine Kette ist und andererseits die Arbeit eines Hubzylinders verrichten kann.

3. Wie funktioniert eine Schubkette?

Gleich vorneweg: Die Schubkette kann in beide Richtungen arbeiten - sie kann ziehen und "schieben". Damit ist sie die weltweit einzige Kette, die das kann. Genial für den Maschinenbau ist die Fähigkeit der Kette sich aufzurollen und damit extrem platzsparend eingesetzt zu werden.

4. So "schiebt" die Kette

Über das Antriebselement, in der Regel ein Elektromotor, wird Schubkraft auf die Kettenglieder eingeleitet. Jetzt drücken die Schultern der einzelnen Kettenglieder gegeneinander und bilden eine starre Einheit. Und damit können sie die Last heben oder schieben. So wird aus der Kette eine Stange, die an Reichweite, Belastbarkeit, Geschwindigkeit und Präzision den Zylinder sogar noch übertrifft. Zudem kann die Schubkette praktisch „unendlich“ lang sein, während ein Hubzylinder nicht einfach verlängert werden kann.

5. So „zieht“ die Kette

In die andere Richtung, beim Ziehen, funktioniert sie wie eine normale Kette. Der nicht belastete Teil der Schubkette ist allerdings nur halb so lang und muss nicht parallel zum Verfahrweg gespeichert werden, sondern lässt sich dorthin umlenken, wo genügend Platz ist. Dabei kann die Schubkette wie ein Seil aufgerollt werden. Hauptvorteil: Die Schubkette lässt sich dort aufrollen und speichern, wo Platz ist.

6. Wie funktioniert der Antrieb?

Angetrieben wird die Kette über ein Kettenrad, welches im Antriebsgehäuse sitzt. Das Antriebsgehäuse übernimmt dabei nicht nur den Antrieb und die Führung der Kette, sondern auch die Umlenkung der Kette um 90° oder 180°. Dementsprechend wird der Bauraum hinter dem Antriebsgehäuse nie durch die Kette belegt. Das Gehäuse ist zusätzlich ausgestattet mit einer Antriebswelle, welche wahlweise auf Seite A, B oder beidseitig ausgeführt werden kann. Die Antriebswelle ermöglicht dann den Anbau eines Getriebemotors.

Um die Kette zu speichern kann kundenseitig eine eigene Speicherung in Stahlprofilen vorgesehen werden. Alternativ können an der Einheit Kettenmagazine, Kettenabdeckungen oder Führungsschienen die Aufgabe der Kettenlagerung übernehmen.

Schubkette starr
Schubkette geknickt

Links: Schubkette genickt; Rechts: Schubkette in starrer Einheit

7. Wann sollte eine Schubkette gewählt werden

Hauptaugenmerk der Schubkette liegt auf der Platzersparnis und der erreichbaren Geschwindigkeit. Die Fähigkeit der Kette sich aufzurollen ermöglicht es Applikationen mit kleinem Bauraum ohne Schwierigkeit zu realisieren. Geschwindigkeiten von über 300mm/s sind ebenfalls ohne weiteres möglich.

8. Wann ist die Schubkette eine schlechte Wahl

Schubketten machen wirtschaftlich nur dann Sinn, wenn die Platzersparnis einen größeren Mehrwert bietet. Die Schubkette in Standardapplikationen zu verwenden in denen auch alternative elektromechanische Antriebe zum Einsatz kommen können erweist sich häufig als unwirtschaftlich.

9. Schubkette im Einsatz

GROB Antriebstechnik GmbH

10. Typische Anwendungsfälle für die Schubkette

Wenn Sie fragen, wo die Schubkette überall zum Einsatz kommen kann, dann gibt es eine Vielzahl von möglichen Anwendungen. Zum Beispiel:

  1. Im allgemeinen Maschinenbau, der Medizintechnik, in der Fahrzeugtechnik
  2. Industrieöfen
  3. Blech-Kaltbearbeitung
  4. Gießereien
  5. Walzwerke, Stahlwerke
  6. Automobilindustrie
  7. Der Antrieb in einem Hubtisch
  8. Bühnenplattformen
  9. Beim Werkzeug- und Materialhandling
  10. In der Lagerlogistik
  11. Beim Beschicken von Härteöfen
  12. In Kühlanlagen
  13. In der modernen Gebäudetechnik
  14. In Fördersystemen
  15. Beim Werkzeugwechsel an metallverarbeitenden Pressen
  16. Bei führerlosen Transportsystemen
  17. Beim Bewegen von Frachtbehälter
Schubkette mit Magazin

11. Baugrößen und Optionen

Die Schubkette SK (LinearChain) oder TC (TowerChain) ist verfügbar von 3 kN bis 60 kN und untergliedert sich in die Typen:

  1. SK03
  2. SK04
  3. SK08
  4. SK12
  5. SK18
  6. SK25
  7. SK35
  8. TC60

Dabei beschreibt die Zahl die maximale nominale Belastung dieses Kettentyps (Bspw.: SK08 = 8kN). Für die Ketten stehen unterschiedliche Optionen im Standardbereich zur Verfügung. Darunter fallen Führungsschienen, Kettenabdeckungen, Magazine zur Speicherung, Edelstahlketten (für hohe Temperaturen oder korrosive Umgebungen), gehärtete Ketten (für erhöhte Lebensdauer), Kettenumlenkungen, Schmiersysteme.

12. Kettenlängen

Da eine Kette nicht beschränkt ist auf eine gewisse Rohmateriallänge, kann die Kette auch 20m lang ausgeführt sein. Bei druckbeanspruchten Ketten kommt es jedoch zu dem Phänomen des „Knickens“.

Auch wenn die Kette dann mit 8 kN nominaler Last beschrieben ist, führt die Länge zu einem Stabilitätsproblem. Um das zu verhindern, können Schubketten um eine Führung erweitert werden und die Ketten selbst werden dann um Führungsrollen erweitert. Diese Nachrüstung führt dann zu den Typen SK03G, SK04G, SK08G, SK18G, SK35G, wobei „G“ für „geführt“ steht.

13. Vor- und Nachteile

Nachteil Kreuz rot

Nachteile

Im Standard nur 15 Hübe pro Stunde möglich


Kette kann selbst keine Führungsaufgabe übernehmen – die Last muss immer geführt sein


Anfällig gegen Seitenkräfte

Häkchen Piktogramm Vorteil grün

Vorteile

Perfekt für Anwendungen mit begrenztem Bauraum durch flexible Kettenglieder


Standard-Hubgeschwindigkeit von über 400 mm/s, im Sonderfall sind sogar bis 1.000 mm/s möglich.


„Unendlich“ lange Hübe möglich durch Montage zusätzlicher Kettenglieder


Wirkungsgrad von über 80% bei Standardketten


Temperaturen bis 250°C, mit Spezialausführung sind Dauertemperaturen bis 560°C möglich. Kurzzeitig, bis zu 2 min, sind gar über 1000 °C möglich


Kann horizontal, vertikal oder geneigt eingebaut werden


Mit einer Energieeffizienz von 65-80 % ist die Schubkette ökologisch und ökonomisch eine nachhaltige Investition.


Maximale Hublast von 50.000 N pro Schubkette möglich

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Andrej Gjurec

18.06.2024, 08:08Uhr

Sehr geehrte Frauen und Herren, wir bieten um Beratung bei Auswahl bzw. Eidnug der Schubkette unsere Anwendung. Es wird für teleskophub angewendet. Hub beträgt von 3 bis 9m in horizontaler lage. Max geschwindigkeit 0,6m/s, a=0,5m/s2. Danke, Andrej Gjureč +386 41 817 339

Häufig gestellte Fragen zu Schubketten

  1. Die Last muss immer geführt sein
  2. Die Beschleunigung sollte über eine Rampe gesteuert sein
  3. Die Kette kann keine Schwenkbewegung durchführen
  4. Die zulässige Knicklänge darf nicht überschritten werden
  1. Standard: 180°C
  2. Hochtemperatur dauerhaft: 550°C
  3. Hochtemperatur kurzzeitig (unter 2 Minuten): 1050°C

Abhängig von der Baugröße liegt die Antriebsdrehzahl üblicherweise bei unter 50 1/min.

Eine Schubkette ist eine Art Kette, die sich nicht nur ziehen, sondern auch schieben lässt. Wenn die Glieder der Kette zusammengeschoben werden, bleiben sie stabil und starr, sodass man damit Dinge vorwärts bewegen kann. Sie wird oft in Maschinen benutzt, um etwas zu heben oder zu schieben. Was eine Schubkette ist und wo sie angewendet wird - GROB chevron_right

Ja, Schubketten-Hubanlagen sind üblich.

Im Standard können Schubketten mit 250mm/s verfahren werden. Realisiert wurden bereits Sonderanwendungen mit über 800mm/s

Ja, abhängig von der Nähe zum Produkt kann die Kette auch komplett in Edelstahl ausgeführt werden.

  1. Elektronische Brücke: Wird jedes Hubelement der Anlage mit einem Motor angetrieben, dann kann über Drehgeber eine elektronische Brücke hergestellt werden.
  2. Mechanische Verbindungselemente: Ausfallsicher und günstiger sind Verbindungswellen und Verteilergetriebe, die alle Hubelemente einer Anlage miteinander verbinden können.

Ja, der Einsatz rostfreier Materialien ist ein übliches Vorgehen für Umgebungen mit aggressiven Medien.

Nein, Schwenkbewegungen sind mit der Schubkette nicht möglich.

Die Kette der LinearChain besteht aus Gliedern, die sich auf die Schultern und Bolzen des Folgeglieds stützen. Die Kette der TowerChain ist durch Kettenglieder in U-Form aufgebaut und ermöglicht eine höhere Stabilität. Dadurch werden ungeführte Hübe von über 4m möglich.

65% mit Kettenmagazin, 80% mit freier Kette

Der Polygoneffekt tritt auf wenn eine Kette durch ein Antriebsrad formschlüssig angetrieben wird. Dabei kann die Kette auf dem Antriebsrad nicht kreisrund auf- und ablaufen, sodass es zu Abwinkelungen des Zugmittels kommt. Die Geschwindigkeit der Kette schwankt dann periodisch um eine mittlere Geschwindigkeit, was sich in Vibrationen an der Kette äußern kann.

Da die Kette durch den Polygoneffekt eine radiale Bewegung macht, werden die Führungsplatten verlängert und wenig Spiel zugelassen. Damit wird dieser Effekt abgeschwächt.

Nein, die Last MUSS immer geführt sein

Dazu gibt es keine Berechnungsgrundlage. Die Knicklänge wurde durch Tests ermittelt. Ein entsprechendes Diagramm für horizontale Anwendungen finden Sie hier: Gesamtkatalog 2023 (grob-antriebstechnik.de). Bei vertikalen Anwendungen wenden Sie sich an uns.

  1. Schmiersystem: angebaute Schmierbürsten verlängern die Lebensdauer
  2. Kettenmagazin: die Kette kann hinter dem Gehäuse aufgerollt werden
  3. Untersetzungsgetriebe: gerade in Hubanlagen ist es sinnvoll durch Getriebe das Drehmoment zu reduzieren
  4. Kraftmessdose: zur Messung der Axiallast und Schutz vor Überlastung

Nein, eine Schubkette kann selbst nie die Führung übernehmen. Die Last muss geführt sein.

Nein, im Rahmen der Knickung können Schubketten auch ohne Führung eingesetzt werden.

  1. Bei Drucklast: abhängig von der Steuerung kann eine 100%-tige Wiederholbarkeit erreicht werden
  2. Bei wechselnder Last: die Steuerung muss hier das Umkehrspiel am Kettenrad und die Fertigungstoleranzen in den Kettengliedern berücksichtigen.

Standardmäßig sind GROB-Ketten verzinkt. Für Umgebungen mit aggressiven Medien können Ketten aus Edelstahl verwendet werden.

  1. Last muss geführt sein
  2. Schubkettengröße muss richtig gewählt sein
  3. Es sollte über eine Rampe gefahren werden

Ja, durch vergütete Kettenglieder wird eine um das 4fache höhere Standzeit erreicht.

  1. Kettenspeicher (Magazin) wickelt die Kette in mehreren Kreisbahnen auf. Vorteil: größere Platzeinsparung
  2. Kettenabdeckung schützt die am Gehäuse angebundene Kette. Durch die Anbindung stellt die Kette sich auf und halbiert so die Hublänge. Vorteil: günstiger

Ja, die Kette kann so 90° zur Hubbewegung gespeichert werden oder sogar 180° (parallel) zur Hubbewegung, wie beispielsweise bei Werkzeugtischen. Der Hub läuft dann auf dem Tisch, während die Speicherung parallel dazu unter dem Tisch läuft.

Die T-Führung wurde entwickelt, wenn der Platz für die Standardschiene über der Gleitfläche fehlt. In einem Anwendungsbeispiel musste der Kunde mit dem Gabelstapler rangieren. Es wurde die T-Führungsschiene dann im Boden eingelassen und die Fahrzeuge konnten dann weiterhin ungestört rangieren.

Wir empfehlen immer unser Standardglied zur Anbindung Ihrer Last. Verwenden Sie dabei alle Bohrungen um eine korrekte Belastung der Kette zu erreichen. Maße für das Vorderglied finden Sie hier: Gesamtkatalog 2023 (grob-antriebstechnik.de)

Nein, Sie sollten eine Bremse am Motor vorsehen.

Die unterschiedlichen Einbaulagen ändern nichts an der Verwendbarkeit von Schubketten (bspw. durch Ölschaugläser o.ä.). Durch einfache Änderung der Anbauseite der Befestigungswinkel, können die Aufnahmeseiten beliebig angepasst werden.

Dazu gibt es keine Berechnungsgrundlage. Tests haben gezeigt, dass bei Standardketten 250.000 Zyklen und vergütete Ketten 1.000.000 Zyklen realistische Werte darstellen.

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Berechnungen für Schubketten - GROB Antriebstechnik GmbH

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